Reverse Mentoring: Jung coacht Alt – die Chance für neue Perspektiven

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Was ist Reverse Mentoring? Wie können junge, ambitionierte Talente und erfahrene Führungskräfte voneinander profitieren? Wo liegen, neben starken technologischen Veränderungen, die Herausforderungen zwischen den Generationen? Wie kann Reverse Mentoring funktionieren? All das erfährst du in diesem Artikel.

Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Die Welt verändert sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Während die industrielle Revolution noch drei Generationen angedauert hat, erlebten wir die Digitale Revolution innerhalb einer einzigen.

Neue Technologien, wie künstliche Intelligenz und Blockchain werden sich voraussichtlich noch schneller in unsere tagtäglichen Leben integrieren. Die Konsequenzen sind vielfältig: Jobs werden schneller redundant und müssen durch neue ersetzt werden. Arbeitskulturen verändern sich grundlegend und Start-ups monopolisieren Märkte durch neue Geschäftsmodelle schneller denn je.

Heute sprechen wir über ‘User Experience Experts’, ‘Data Scientists’, ‘Data Engineers’, ‘No Code Prototypers’ und ‘SEO specialists’. Diese Jobs sind zentral für Unternehmenserfolg im 21. Jahrhundert und waren vor 5 Jahren nur einem kleinen Bruchteil von Menschen bekannt. Genauso werden wir in den nächsten 5 Jahren relevante Jobs kennenlernen, die es heute kaum oder nur im Ansatz gibt.

Um dieser Geschwindigkeit an Veränderung gerecht zu werden, wird Reverse Mentoring eine zentrale Rolle spielen.

Jack Welch führte 1999 schon Reverse Mentoring bei General Electric (GE) ein, um Führungskräfte schneller mit dem Internet vertraut zu machen. Seither hat das Konzept in verschiedensten Anwendungsbereichen eine große Rolle eingenommen. Jeder Entscheider sollte dessen Bildung heutzutage nicht mehr als etwas abgeschlossenes betrachten, sondern sich konstant, u.a. durch Reverse Mentoring weiterbilden.

Was ist Reverse Mentoring?

Beim Reverse Mentoring coacht Jung Alt. Klassischer Rollentausch also.

Anstelle des klassischen Mentorings, bei dem erfahrene Führungskräfte jungen, ambitionierten Talenten als Mentor zur Verfügung stehen, zielt Reverse Mentoring auf eine Beziehung auf Augenhöhe ab.

Die Idee hinter Reverse Mentoring ist es, dass junge Talente ebenso relevante Informationen für Führungskräfte besitzen. Anstelle einer Frage-Antwort-Kaskade, in der nur eine Person Fragen stellt und die andere die Antworten liefert, strebt man ein gleichmäßiges Verhältnis zwischen den beiden Rollen an.

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Vorteile von Reverse Mentoring

Das Älterwerden bringt zwei unterschiedliche, fast diametrale Prozesse mit sich. Mit dem Alter kommt einerseits die Erfahrung, die für das bessere Entscheiden selbstverständlich von hohem Nutzen ist. Andererseits sinkt jedoch die Adaptionsfähigkeit.

Mehr und mehr Studien im Bereich der Neuronalen Plastizität zeigen, dass sich die Fähigkeit, neue Dinge aufzunehmen und tiefgehend zu verstehen, mit dem Alter verringert.

Die Buzzwörter ‘Machine Learning’, ‘Distributed Ledger Technology’ und ‘Cloud Computing’ kennt sicherlich jede Führungskraft, doch wird einem Großteil davon substanzielles Verständnis für solche Technologien fehlen.

Regelmäßiges Reverse Mentoring schafft Verständnis und Intuition für neue Technologien.

Neben starken technologischen Veränderungen, wächst eine eklatante Kluft zwischen den Generationen. Die Generation Z hat ein höheres Freiheitsbedürfnis, ein höheres Identifizierungsbedürfnis mit der Firma und einen stärkeren ethischen Kompass.

Führungskräfte, die die Unterschiede zwischen Boomers, Gen X, Gen Y und Gen Z nicht verstehen, werden die langfristige Sicherung von Talent nicht liefern können. Reverse Mentoring, besonders aufgrund der Netzwerke junger Studierender, kann hier positive Welleneffekte entfalten.

Generell tendiert der Mensch dazu, sich mit Gleichgesinnten zu umgeben. Die Debatte um die Gender-Diversität hat sich diesem Thema schon umfänglich gewidmet, doch neben der Gender- und kulturellen Diversität, spielt auch Altersdiversität eine wichtige Rolle.

Brucolleri et al. (2018) haben herausgefunden, dass sich die Fähigkeit optimale Entscheidungen zu treffen mit zunehmender Unterschiedlichkeit der Involvierten bis zu einem gewissen Punkt verbessert. Die Chance, durch Reverse Mentoring eine ganz neue Perspektive mit einbeziehen zu können, aufgrund des Alters des Reverse Mentors, aber auch dessen unterschiedlichen Umfelds, ist viel wert.

So geht Reverse Mentoring

Reverse Mentoring funktioniert dann am besten, wenn sich beide Parteien auf eine Reverse Mentoring Beziehung einlassen können und möchten. Von der erfahrenen Person ist besonders Offenheit und Respekt gefragt, während das junge Talent Mut und Selbstbewusstsein mitbringen darf.

Einer Person mit Dekaden an Führungserfahrung, die zehntausende von Mitarbeitern verantwortet, kann eine ehrfürchtige Einstellung bei jungen Talenten auslösen. Besonders die ältere Person sollte sich deswegen darauf konzentrieren eine persönliche und lockere Atmosphäre zu schaffen, die es der jungen Person erlaubt, sich selbst zu sein.

Wie so oft im Leben spielt auch beim Reverse Mentoring Konsistenz eine zentrale Rolle. Der Mentor und Reverse Mentor sollten einen klaren Rhythmus für regelmäßige Meetings schaffen und sich vor allem zu Beginn der Beziehung an die vereinbarten Termine halten. Zudem sollten beide Partner Raum für spontanen Austausch schaffen, denn oft müssen Entscheidungen spontan getroffen werden. Vor allem dann lohnt es sich oft eine andere Perspektive einzuholen.

Letztendlich spielt auch die Vorstellung in der ersten Reverse Mentoring Session eine äußerst wichtige Rolle. Man sollte sich jeweils mindestens 45 Minuten Zeit nehmen, den Werdegang der jungen sowie der erfahrenen Person grundlegend zu beschreiben und zu diskutieren. Denn nur dann verstehen auch beide Parteien im Detail, in welchen Situationen die andere Person um Rat gefragt werden sollte. Zudem hilft eine sorgfältige Vorstellungsrunde bei der Kredibilität der Aussagen.

Mentoring ist allgemein ein großes und wichtiges Thema. Wie man den richtigen Mentor findet, hörst du hier:

Beispiele aus der Praxis

Neben Jack Welch’s Reverse Mentoring Initiative bei General Electric, gibt es zahlreiche weitere Initiativen.

Beispielsweise hat die Sigma Squared Society, die circa 1000 Jungunternehmer in über 30 Ländern zählt, eine Ehrenmitgliedschaft für ältere, erfahrene Personen eingeführt, die dann in eine Reverse Mentoring Beziehung mit den Sigma Squared Society Fellows treten können.

Ehrenmitglieder sind u.a. Nicolas de Santis, einer der Mitgründer von Opodo, Otmar Debald, der ehemalige CFO von Procter & Gamble DACH, und Alexander Schwörer, Inhaber von PERI. Als internationale Führungskräfte erkennen diese Personen den hohen Stellenwert enger Beziehungen mit jungen, technologie-fokussierten Gründern.

Diese treten als Teil Ihrer Ehrenmitgliedschaft in den regelmäßigen individuellen und kollektiven Austausch. Die NEWNOW Group GmbH ist die welterste Dual-Generation Consultancy. Bei NEWNOW werden Kundenprojekte von zwei Partnern gleichzeitig betreut: Einem jungen Techgenie und einer erfahrenen Führungskraft mit jahrelanger Führungserfahrung.

Die Kombination von Jung und Alt ermöglicht es NEWNOW neue, besonders datenbasierte Technologien und Prozesse in Unternehmen einzuführen. Und das mit nachhaltigem Erfolg. Denn das Verständnis moderner Technologien stößt hier mit Dekaden an Berufserfolg zusammen.

Die enge Zusammenarbeit des Reverse Mentors und Mentors im Beratungsprojekt sorgt somit dafür, dass Technologien einfacher in Unternehmen integriert werden können und von langfristigem Nutzen sind. Zudem spielt das Zusammenspiel von jungem Techie und erfahrener Führungskraft auf Augenhöhe eine ausschlaggebende Rolle. (Lies hierzu auch: 3 Wege, um eine bessere Führungskraft zu werden)

Genau wie beim Reverse Mentoring, kann eine solche Beziehung nur ihre volle Wirkung entfalten, wenn junge Talente nicht hierarchisch über Delegation gesteuert, sondern als gleichgewichtiger Sparringspartner betrachtet werden.

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Zum Autor: Daniel Dippold

Reverse Mentoring: Daniel Dippold gibt Tipps im XHAUER Journal
Daniel Dippold von Sigma Squared

Daniel ist ein leidenschaftlicher Unternehmer, der bis dato drei Tech-Unternehmen gegründet hat. Er ist Top Talent Under 25, TEDx-Sprecher, Global Shaper und regelmäßiger Berater von Regierungen und Unternehmen. Er ist Präsident von Sigma Squared, einer globalen Community für über 1000 junge Unternehmer in über 30 Ländern, die für Ihre positiven Beiträge zur Gesellschaft und Umwelt u.a. von Bill Clinton und Richard Branson unterstützt wurde.

Zuletzt aktualisiert am 8. September 2022

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